Pressemitteilungen 2000

 
 

Wir versenden unsere Pressemitteilungen fast ausschliesslich per E-Mail. Zur Aufnahme in unseren E-Mail-Presseverteiler bitten wir Journalisten und Redaktionen um eine formlose Nachricht an: m.reule@uni-bonn.de
Nr. 20 21.12.2000 Biotechnologie als Chance verstehen. Neues Buch zeigt Nutzen für die Ärmsten der Welt
Nr. 19 18.12.2000 Es fehlt der politische Wille, frühzeitig zu handeln! Wissenschaftler und Politiker diskutieren Möglichkeiten, ethnischen Konflikten zu begegnen.
Nr. 18 10.11.2000 Schwächen in der Regierungsführung. Neues Buch bewertet wirtschaftliche und politische Reformen in China, Indien und Russland
Nr. 17 19.10.2000 ZEF knüpft europäischen Knoten des GDN
Nr. 16 11.10.2000 ZEF - Jahresbericht 1999/2000 liegt vor
Nr. 15 07.09.2000 Matin Quaim wird mit "Josef G. Knoll Wissenschaftspreis" ausgezeichnet
Nr. 14 23.08.2000 Joachim von Braun zum Präsidenten der IAAE gewählt
Nr. 13 17.08.2000 Was hat Großpösna in Sachsen mit Darewadi in Indien gemeinsam?
Nr. 12 15.08.2000 Was soll aus den Dörfern werden?
Nr. 11 02.08.2000 Einladung zur Preisverleihung/Fototermin
Verrostete Wasserrohre führen auf die EXPO
Gewinner des Preisausschreibens des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung stehen fest
Nr. 10 26.07.2000 Russland braucht grundlegende Reform der Agrarpolitik
Neues Buch untersucht russischen Agrar- und Lebensmittelsektor
Nr. 9 27.06.2000 ZEF - Wissenschaftlerin erhält Entwicklungsländerpreis der Universität Giessen
Nr. 8 14.06.2000 Robert Bosch Stiftung unterstützt internationale Doktorarbeiten am ZEF
Nr. 7 14.06.2000 Findet die Zukunft in den ländlichen Räumen statt ?
Projekte zeigen anlässlich des Globalen Dialogs "Ländlicher Raum im 21. Jahrhundert" auf der EXPO, wie Innovationen auf dem Land das Leben der Menschen verändern
Nr. 6 30.5.2000 "Sukuma-Wiki" heißt das Lieblingsgemüse der Kenianer
ZEF lädt ein, zu "begreifen", wie Menschen anderswo auf der Welt leben
Nr. 5 8.5.2000 Ländlich gleich Rückständig?
Globaler Dialog auf der EXPO will mit Vorurteilen aufräumen
Nr. 4 17.4.2000 Wassermanagement im Voltabecken - BMBF fördert interdisziplinäres Verbundprojekt des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung
Nr. 3 29.3.2000 Wie erfolgreich ist die Bekämpfung des weltweiten Hungers?
Nr. 2 27.3.2000 Vergabe von EU-Entwicklungsgeldern in der Vergangenheit oft widersprüchlich -
ZEF-Studie untersucht die finanzielle Zusammenarbeit der EU mit den AKP-Staaten
Nr. 1 3.3.2000 BMZ fördert internationales Doktorandenprogramm des ZEF mit drei Millionen Mark

 
 Pressemitteilung Nr. 20 vom 21. Dezember 2000

Biotechnologie als Chance verstehen. Neues Buch zeigt Nutzen für die Ärmsten der Welt

Bonn, 21. Dezember. Die stagnierende Grundsatzdebatte, ob biotechnologische Verfahren in der Landwirtschaft eingesetzt werden sollen, verhindert Fortschritte in der Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung. Zu diesem Schluss kam Ingo Potrykus von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich anlässlich der Vorstellung des Buches "Agricultural Biotechnology in Developing Countries: Towards Optimizing the Benefits for the Poor". Das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) hatte als Mitherausgeber des Buches heute dazu eingeladen.

Am Beispiel des von ihm entwickelten "Golden Rice", einer genetisch modifizierten Reisart mit erhöhtem Provitamin A - Gehalt, erläuterte Ingo Potrykus seine Schlussfolgerung. "Wenn man bedenkt, dass jährlich 500.000 Kinder wegen Vitamin A - Mangels erblinden, habe ich keinerlei Verständnis für Diskussionen, die Biotechnologie prinzipiell und rein emotional ablehnen". Befürworter und Gegner der Biotechnologie dürfen sich Sachargumenten nicht länger verschließen". Natürlich sei die Biotechnologie kein "Allheilmittel" für die Probleme der Welt, räumte Potrykus ein. Wenn jedoch die notwendigen Rahmenbedingungen gegeben seien, könnten biotechnologische Verfahren sehr wohl einen Beitrag zur Sicherung der Welternährung und zur Minderung von Armut und Krankheit leisten.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch das Buch, wie Matin Qaim, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZEF, kurz zusammenfasste. In 23 Beiträgen namhafter Autoren werden Chancen und Risiken biotechnologischer Verfahren ebenso angesprochen, wie regionale Unterschiede, erwartete Auswirkungen in Entwicklungsländern und Fragen des "geistigen Eigentums". Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Frage, wie die institutionellen Rahmenbedingungen aussehen könnten und sollten, um die Potenziale der Biotechnologie für die ärmsten Bevölkerungsschichten der Welt voll auszuschöpfen.

"Agricultural Biotechnology in Developing Countries: Towards Optimizing the Benefits for the Poor" von Matin Qaim, Anatole Krattiger, Joachim von Braun (Hrsg.), Kluwer Academic Publishers, Boston, Dordrecht, London, 2000, ISBN: 0-7923-7230-1. Bestellmöglichkeit über Internet unter www.wkap.nl/book.htm/0-7923-7230-1. Rezensionsexemplare sind erhältlich über Robert Kennedy (E-Mail: Robert.Kennedy@wkap.nl).


 Pressemitteilung Nr. 19 vom 18. Dezember 2000

Es fehlt der politische Wille, frühzeitig zu handeln!
Wissenschaftler und Politiker diskutieren Möglichkeiten, ethnischen Konflikten zu begegnen

"Wir brauchen keine Frühwarnsysteme oder neue Institutionen, um gewaltsame ethnische Auseinandersetzungen zu verhindern, sondern mehr politischen Willen frühzeitig einzugreifen". Mit diesen Worten fasste der Sondergesandte der Europäischen Union, Aldo Ajello, eines der wesentlichen Ergebnisse der internationalen Konferenz über Ethnische Konflikte, die am 16. Dezember 2000 in Bonn zu Ende ging, zusammen. Drei Tage lang hatten sich auf Einladung des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger aus aller Welt mit den Krisen dieser Welt beschäftigt. Dabei ging es um Themen wie Konfliktentstehung, Konfliktvermeidung, friedenserhaltende Maßnahmen und um Wiederaufbau und Versöhnung verfeindeter Volksgruppen.

Nach Ansicht vieler Konferenzteilnehmer muss bei friedensstiftenden Interventionen klar sein, welche internationale Organisation die Federführung innehat und alle beteiligten Organisationen sollten in eine gemeinsame politische Position gegenüber den Konfliktparteien eingebunden werden. Für diese sollten klare (politische und unter Umständen materielle) Anreize bestehen, eine Friedenslösung dauerhaft mitzutragen.

"Die Diskussionen haben gezeigt, dass Politik und Wissenschaft enger zusammenarbeiten können und müssen", so das Fazit von Andreas Wimmer, Direktor am ZEF, am Ende der Konferenz. Ein besseres Verständnis der Dynamik ethnischer Konflikte, insbesondere unter Berücksichtigung der Gründe dafür, dass sich Nicht-Eliten radikalen ethnischen Bewegungen anschließen, sei unabdingbar, um wirkungsvoll eingreifen zu können. Dies helfe auch Lösungsmodelle zu entwickeln, welche auf realistischen Annahmen beruhen. Viele Konferenzteilnehmer forderten, stärker darauf hinzuwirken, dass Menschen- und Minderheitsrechte weltweit gesetzlich verankert werden und Verletzungen entsprechend bestraft werden. "Eine offene und demokratische Gesellschaft und eine "Kultur der Menschenrechte" sind Grundvoraussetzungen für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Volksgruppen", unterstrich Richard Goldstone, Verfassungsrichter in Südafrika und ehemaliger Chefankläger des internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien und Ruanda.

Für eine dauerhafte Versöhnung verfeindeter Volksgruppen müssen nach Ansicht der Konferenzteilnehmer die Opfer und Verursacher von Gewalttaten öffentlich benannt werden. Die Aufbereitung des Konfliktes sollte so transparent wie möglich gestaltet werden. Dabei war man sich auch einig, dass Demokratisierungsprozesse langsam, mit Sorgfalt und an die jeweiligen politischen Gegebenheiten in einer Konfliktregion angepasst vorangetrieben werden sollten, damit Demokratie, Föderalismus und andere Mechanismen der Machtteilung nicht konfliktverschärfend, sondern reduzierend wirken.

Eine Auswahl der wichtigsten Konferenzbeiträge kann ab Anfang Januar aus dem Internet (www.zef.de) heruntergeladen werden.


 Pressemitteilung Nr. 18 vom 10. November 2000

Schwächen in der Regierungsführung. Neues Buch bewertet wirtschaftliche und politische Reformen in China, Indien und Russland

Machtvolle Eliten, Korruption in den Verwaltungen und nicht funktionierende Rechtssysteme erschweren wirkungsvolle politische und wirtschaftliche Reformen in China, Indien und Russland. Dies ist eine landläufige Meinung. Aber es gibt auch erstaunliche Reformfortschritte in allen drei Ländern. Das Buch "Governance, Decentralization and Reform in China, India and Russia", das am 10. November 2000 im Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, macht dies deutlich. "In all diesen Ländern waren zentralistischer Eingriffe in das politische und wirtschaftliche Geschehen jahrzehntelang selbstverständlich", erläutert Jean-Jacques Dethier von der Weltbank und Herausgeber des Buches die Hintergründe. "Dezentralisierung und rechtspolitische Reformen sind jedoch für die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft entscheidend", so der Herausgeber weiter. Die wirklich großen Länder der Welt müssten bei ihren Reformbemühungen allerdings sehr genau abwägen, "wie viel Dezentralisierung" ihr Land vertrage, denn Größe sei auch eine Last für Reformprozesse.

Das Buch, zu dem namhafte internationale Rechtsexperten sowie Wirtschafts- und Politikwissenschaftler beigetragen haben, setzt sich vor allem mit Fragen des fiskalischen Föderalismus, der Dezentralisierung sowie mit rechtlichen Reformen auseinander.
Die Beiträge im ersten Teil des Buches untersuchen, welche Rolle Anreizsysteme auf finanzpolitische Entscheidungen auf unterschiedlichen Regierungsebenen in den drei Ländern spielen. Dabei gehen die Autoren insbesondere der Frage nach, wie sich solche Systeme auf das regionale Wachstum und die Zuteilung öffentlicher Güter auf lokaler Ebene auswirken. Dabei werden auch die "finanzpolitischen Arrangements" zwischen Zentral- und Lokalregierungen untersucht.

Im zweiten Teil des Buches werden das Steuerwesen sowie die Struktur der öffentlichen Ausgaben in den drei Ländern näher beleuchtet. Die Autoren beschäftigen sich in diesem Zusammenhang unter anderem mit der Frage, ob eine stärkere Beteiligung lokaler Regierungen an politischen Entscheidungen helfen, die wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung zu verbessern. Fragen der Rechtsstaatlichkeit stehen im Mittelpunkt des letzten Teils des Buches. Dabei wird deutlich, dass sich schwache Justizsysteme in allen drei Ländern negativ auf das Gemeinwohl auswirken und daher grundlegende Reformen notwendig sind. Es werden verschiedene konzeptionelle Ansätze vorgestellt, um solche Reformschritte einleiten zu können.

Der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler Jean-Jacques Dethier war 1998/99 für ein Jahr von der Weltbank beurlaubt, um als Gastwissenschaftler am ZEF im Forschungsschwerpunkt "Dezentralisierung und Regierungsführung" mitzuarbeiten.

Das Buch wird am 20. November 2000 in der Weltbank im Beisein des Weltbank-Vizepräsidenten Johannes Linn einer internationalen Öffentlichkeit vorgestellt.

Jean-Jacques Dethier (ed.): Governance, Decentralization and Reform in China, India and Russia. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht/Boston/London, 2000, ISBN 0-7923-7909-8.


 Pressemitteilung Nr. 17 vom 19. Oktober 2000

ZEF knüpft europäischen Knoten des GDN

Das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) wird europäischer Knotenpunkt des Global Development Network (GDN), das von der Weltbank initiiert und im Dezember letzten Jahres offiziell in Bonn gegründet wurde. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens unterstützt den Aufbau eines entsprechenden Sekretariats am ZEF mit einer Anschubfinanzierung. Das GDN ist ein Zusammenschluss von Forschungsinstituten aus aller Welt, die sich mit sozioökonomischen und politischen Fragen der nachhaltigen Entwicklung beschäftigen. Das Netzwerk verfolgt das Ziel, Forschungskapazitäten in Entwicklungsländern zu stärken, indem Informationen ausgetauscht, Forschungsprojekte gefördert und neue Anreize geschaffen werden. So ist beispielsweise geplant, Stipendien und Forschungspreise zu vergeben. Die weltweite Initiative soll durch die Einrichtung von regionalen Netzwerkknoten gestützt werden. Der europäische Knotenpunkt am ZEF soll in erster Linie die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern aus Europa und Entwicklungsländern, aber auch Kooperationen zwischen Entwicklungsforschern innerhalb Europas fördern. Ziel ist es auch, die Forschungsergebnisse politischen Entscheidungsträgern leichter zugänglich zu machen.


 Pressemitteilung Nr. 16 vom 11. Oktober 2000

ZEF - Jahresbericht 1999/2000 liegt vor

Das Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) hat seinen zweiten Jahresbericht, der die Aktivitäten des Zentrums von Mitte 1999 bis Mitte 2000 dokumentiert, vorgelegt. Der englischsprachige Bericht beschreibt die Forschungsschwerpunkte, die am ZEF bearbeitet wurden und illustriert diese anhand einzelner Projektbeispiele. Darüber hinaus gibt der Jahresbericht Auskunft über das Internationale Doktorandenprogramm für Entwicklungsforschung sowie Aktivitäten, die im Bereich der Politikberatung und Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt wurden. Das letzte Kapitel gibt eine Übersicht über die Mitarbeiter, Gastwissenschaftler, Veranstaltungen, Projekte und Publikationen sowie Kooperationspartner und Förderorganisationen des ZEF.

Der englischsprachige Jahresbericht kann beim Zentrum für Entwicklungsforschung, Walter-Flex-Str. 3, 53113 Bonn (Tel.: 0228/73-1811; E-mail: zef@uni-bonn.de) kostenlos angefordert werden.


 Pressemitteilug Nr. 15 vom 07. September 2000

Matin Qaim wird mit "Josef G. Knoll Wissenschaftspreis" ausgezeichnet

Matin Qaim, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), erhält den mit 10.000 Mark dotierten Josef G. Knoll - Wissenschaftspreis 2000. Ausgezeichnet wird er für seine Doktorarbeit über die möglichen Auswirkungen biotechnologischer Verfahren in der Landwirtschaft der Entwicklungsländer. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Eiselen-Stiftung (Ulm) an Nachwuchswissenschaftler vergeben, die sich intensiv mit den Möglichkeiten der Bekämpfung des Hungers beschäftigen.

Die Arbeit von Qaim analysiert die internationalen Trends der Biotechnologieforschung vor dem Hintergrund, dass künftig immer mehr Menschen weltweit ernährt werden müssen. Dabei hat er vor allem die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen biotechnologischer Verfahren in Kenia und Mexiko untersucht. Ein Ergebnis seiner Untersuchungen ist, dass der Einsatz von Biotechnologie gerade auch für arme Bevölkerungsschichten nutzbringend sein kann. Dafür müssen allerdings die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Die Preisverleihung erfolgt am 11. Oktober 2000 im Rahmen des Deutschen Tropentags an der Universität Hohenheim. Neben Matin Qaim werden zwei weitere Wissenschaftler der Universität Hohenheim und der Humboldt-Universität Berlin ausgezeichnet.


 Pressemitteilung Nr. 14 vom 23. August 2000

Joachim von Braun zum Präsidenten der IAAE gewählt

Die renommierte Internationale Vereinigung der Agrarökonomen (International Association of Agricultural Economists - IAAE) hat am vergangenen Wochenende in Berlin Joachim von Braun, Direktor am Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Die Vereinigung zählt über 1800 Mitglieder und ist in mehr als 90 Ländern aktiv. Die Mitglieder befassen sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt, ländlichen Entwicklung sowie des Konsums und internationalen Handels. An dem einwöchigen Kongress, der seit Jahrzehnten erstmals wieder in Deutschland stattfand, nahmen über 1000 Ökonomen aus aller Welt teil.

In seiner Abschlussrede auf der Konferenz betonte von Braun, wie wichtig Zukunftstechnologien für die Entwicklung ländlicher Räume - insbesondere in den Partnerländern der Dritten Welt seien. Der Informations- und Kommunikationssektor sei hier ebenso nutzbringend wie biotechnologische Verfahren.


 Pressemitteilung Nr. 13 vom 17. August 2000

Was hat Großpösna in Sachsen mit Darewadi in Indien gemeinsam?

Hannover, 17. August. Ein Dorf in Afrika scheint auf den ersten Blick mit einem Dorf in Deutschland nicht vergleichbar zu sein. Zu verschieden sind die Kulturen, Lebensweisen und der Lebensstandard der Menschen. Dabei sind die Probleme, denen Dörfer und ländliche Gemeinden gegenüberstehen, auf der ganzen Welt oft dieselben. Lösungsansätze können - angepasst an die jeweilige Situation vor Ort - deshalb durchaus übertragen werden. Dies ist ein zentrales Ergebnis des "Globalen Dialogs zur Zukunft der ländlichen Räume im 21. Jahrhundert", der heute auf der EXPO zu Ende geht. Auf Einladung des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) haben sich über 300 Dorf- und Stadtvertreter, Wissenschaftler, Politiker und führende Vertreter der Wirtschaft aus allen Teilen der Welt drei Tage lang mit den Schwierigkeiten und den Möglichkeiten ländlicher Regionen beschäftigt.

Ob in Afrika, Asien, Europa oder sonst wo auf der Welt: die Lebensqualität auf dem Land muss stimmen, sonst wandern die Menschen in die Städte ab. Dort treffen sie - insbesondere in Entwicklungsländern - dann auf die Situation, vor der sie vom Land geflohen sind: Arbeitslosigkeit, Armut und menschenunwürdige Lebensumstände. Sie verschärfen damit die Probleme der Stadt. Stadt und Land dürfen daher nicht als isolierte Wirtschafts- und Lebensbereiche gesehen werden, wie das in der Vergangenheit häufig geschah. Städte und ländliche Räume sind vielmehr voneinander abhängig und aufeinander angewiesen. Diese Beziehung gilt es zu stabilisieren. Um Lebensqualität auf dem Land zu schaffen oder diese zu verbessern, müssen politische Entscheidungen stärker von der Stadt auf das Land verlagert werden. Dadurch werden in den ländlichen Regionen administrative und finanzielle Handlungsspielräume geschaffen. Diese ermöglichen es den Dörfern, dringend erforderliche lokale Infrastrukturmaßnahmen durchzuführen. Vordringliche Bereiche sind die Schaffung von Ausbildungseinrichtungen und Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft sowie die flächendeckende Einführung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien auf dem Land. Gleichzeitig ist jedoch auch die Eigeninitiative der Menschen gefragt und deren Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Das Dorf Darewadi in Indien hatte keine Zukunft mehr. Wasserknappheit und Raubbau an der Natur durch unsachgemäße Landwirtschaft hatte die Lebensgrundlage der Menschen fast völlig zerstört. Eigeninitiative und einfache Maßnahmen, die halfen, Wasser zu sparen und effizient damit umzugehen, haben dazu geführt, dass die Menschen in Darewadi heute wieder eine Lebensperspektive haben. Mittlerweile geben die Dorfbewohner ihre Erfahrungen und Kenntnisse weiter und tragen dazu bei, dass sich die nachhaltigen Bewirtschaftungsformen in der ganzen Region durchgesetzt haben.

Eine kleine Nachbargemeinde von Großpösna, südlich von Leipzig gelegen, war noch zu Zeiten der DDR dazu bestimmt, dem Braunkohleabbau zu weichen. 1993 beschlossen die Bewohner von Großpösna, ihre eigene Stellung gegenüber der Stadt Leipzig zu stärken und nahmen sich der im Verfall begriffenen Nachbargemeinde an. Heute bietet die Region Großpösna durch die Ansiedlung von Handwerksbetrieben und dem Wiederaufbau der Wohnhäuser einen attraktiven Lebensraum, insbesondere für junge Familien.


 Pressemitteilung Nr. 12 vom 15. August 2000

Was soll aus den Dörfern werden?

Hannover, 15. August. Immer mehr Menschen weltweit verlassen den ländlichen Raum, um in der Stadt zu leben. In den westlichen Industrienationen wohnen und arbeiten heute bereits mehr als drei Viertel der Bevölkerung in städtischen Gebieten. Auch in den Entwicklungsländern, in denen die Mehrheit der Menschen noch auf dem Land lebt, lässt sich dieser Trend beobachten. Viele Menschen sind gezwungen, aufgrund der wirtschaftlichen, politischen oder auch ökologische Lage auf dem Land, ihre Heimat zu verlassen. Andere Menschen treibt die Hoffnung und die Suche nach einem vermeintlich besseren Leben in die Stadt. Wie oft diese Hoffnung enttäuscht wird, ist durch zahlreiche Berichte und Bilder aus Slumgebieten aus allen Regionen der Welt bekannt.

Das Leben auf dem Land - auch in Entwicklungsländern - kann durchaus attraktiv sein und zahlreiche Perspektiven für die Bevölkerung bieten. Joachim von Braun, Direktor am Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), ist überzeugt: "Dörfer sind zwar oft schmutzig und langweilig, aber das ist nicht notwendigerweise so - nirgendwo auf der Welt. Im vermeintlich rückständigen Dorf wirken die Zukunftstechnologien schon jetzt tiefgreifender als wir oft glauben. Insbesondere die modernen Informationstechnologien ziehen derzeit in die Dörfer in den meisten Ländern der Welt ein und verbinden Menschen in den abgelegensten Regionen der Welt. Durch den Einsatz moderner Technologien - beispielsweise in der Landwirtschaft, von der nun mal immer noch die meisten Menschen in ländlichen Regionen leben - können die Dörfer einen ganz entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Welternährung leisten. Die Spitzentechnologien des 21. Jahrhunderts bergen somit die Chance, zu einer besseren Balance zwischen Stadt und Land zu kommen."

Dass diese Thesen nicht unumstritten sind, weiß auch von Braun. "Wir alle, und damit meine ich Menschen aus dem Dorf und aus der Stadt, Wissenschaftler, Politiker, und Praktiker müssen uns zusammensetzen, um die Probleme auf den Tisch zu bringen, unterschiedliche Ansätze zu diskutieren und gemeinsam Lösungen suchen."

Vor diesem Hintergrund beginnt heute in Hannover auf dem EXPO-Gelände der "Globale Dialog zur Zukunft des Dorfs im 21. Jahrhundert". Hierzu hat das ZEF über 300 Menschen aus allen Teilen der Welt eingeladen. Zuhören, gegenseitig voneinander lernen und persönliche Erfahrungen mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammenbringen - diese Leitlinien sollen den Dialog kennzeichnen. Dabei geht es um vier zentrale Themen: Welches politische Rahmenkonzept kann sicherstellen, dass kulturelle und institutionelle Werte sowie Grundbedürfnisse in den ländlichen Räumen der Welt befriedigt werden? Wie können technologische Innovationen auf dem Lande stimuliert werden und zwar mit Breitenwirkung? Wie können die natürlichen Ressourcen, die fast ausschließlich im ländlichen Raum vorhanden sind bzw. von dort resultieren (Energie-, Wassernutzung, Landmanagement) effektiv und nachhaltig gemanagt werden? Wie kann die Stadt-Land-Beziehung bezüglich Beschäftigung, Wanderung und Infrastruktur harmonisiert werden?

"Wir müssen zu einer gerechteren Machtverteilung zwischen Stadt und Land kommen, ein Prozess der sicherlich nicht in eitler Harmonie ablaufen wird", führt von Braun weiter aus. In diesem Zusammenhang moniert er auch Paralleldebatten, wie Sie kürzlich beispielsweise mit den Konferenzen Urban 21 und Rural 21 geführt wurden. "Themen, die zusammengehören, sollte man auch gemeinsam erörtern und die Debatte dann dahin tragen, wo sie eigentlich hingehört: in die UN-Konferenzen, den G8-Gipfel, die EU und überall dorthin, wo große Entwürfe in der Umsetzung steckengeblieben sind".

Kontakt:
Monika Reule
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit -
Z.Zt. EXPO Hannover - Tel.: 0511/22878120
Zentrum für Entwicklungsforschung,
Walter-Flex-Str. 3, 53113 Bonn, Tel.: 0228/73-1811 Fax: 0228/73-5097


 Pressemitteilung Nr. 11 vom 2. August 2000

Einladung zur Preisverleihung/Fototermin
Verrostete Wasserrohre führen auf die EXPO
Gewinner des Preisausschreibens des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung stehen fest

Aus zwei Gramm Saatgut wachsen in Kenia 300 Gemüsepflanzen und verrostete Wasserrohre verschmutzen das Trinkwasser in Brasilien. Dies sind zwei der Lösungen, die die Teilnehmer an einem Preisausschreiben über das Leben von Menschen in ländlichen Räumen "ertasten" mussten. Das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) hatte das Preisausschreiben in Verbindung mit einer Ausstellung über das Leben von Menschen in anderen Regionen der Welt organisiert. Diese war im Juni und Juli im ZEF zu sehen und bildete den Auftakt zum "Globalen Dialog zur Zukunft der Dörfer im 21. Jahrhundert", den das ZEF vom 15. bis 17. August im Rahmen der EXPO 2000 in Hannover durchführen wird.

Das ZEF hat nun die beiden Gewinnerinnen des Preisausschreibens ermittelt: Sie heißen Ruth Bozek und Johanna Goerner und kommen beide aus Bonn. Die Übergabe der Preise, jeweils zwei Eintrittskarten zur EXPO, wird am

Freitag, den 11. August 2000
um 11.00 Uhr
im Zentrum für Entwicklungsforschung
Walter-Flex-Str. 3
53113 Bonn

erfolgen.

Interessierte Pressevertreter/innen sind herzlich eingeladen, an der Preisübergabe teilzunehmen. Um formlose Anmeldung (Tel: 0228-73 1811, Fax: 0228-73 5097; E-Mail: m.reule@uni-bonn.de) wird gebeten.


 Pressemitteilung Nr. 10 vom 26. Juli 2000

Russland braucht grundlegende Reform der Agrarpolitik
Neues Buch untersucht russischen Agrar- und Lebensmittelsektor

Uneinheitliche Agrarpolitiken innerhalb Russlands lassen die dortigen Lebensmittelmärkte immer wieder zusammenbrechen und führen zu Ernährungskrisen im Land. Politische Entscheidungen, die den Agrarsektor betreffen, sollten deshalb innerhalb Russlands stärker abgestimmt werden. Dies ist die zentrale Forderung des Buches „Russia´s Agro-food Sector: Towards Truly Functioning Markets“, das soeben erschienen ist. Herausgeber des Sammelbandes über Russlands Landwirtschaft im Wandel sind das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), das Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle sowie das Moskauer Institut für Transformationsökonomie.

Peter Wehrheim, Wissenschaftler am ZEF und einer der Autoren des Buches, unterstreicht die negativen Folgen der unter Jelzin entstandenen Dezentralisierung der russischen Agrarmarktpolitik: „Gouverneure einzelner russischer Regionen hatten bislang nur die regionalen Interessen im Kopf. In der Region produzierte Agrarprodukte durften häufig nicht in Nachbarregionen verkauft werden; Höchstpreise für Grundnahrungsmittel wurden zum Schutz der Verbraucher festgesetzt und schmälerten die Gewinnchancen der landwirtschaftlichen Betriebe. Diese Maßnahmen verhinderten bisher die Entstehung gut funktionierender und offener Märkte innerhalb Russlands. Im Gegensatz zur Europäischen Union, in der Agrarprodukte zwischen den Mitgliedstaaten ohne Zölle über Grenzen hinweg gehandelt werden können, sorgt damit der Markt nicht für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage zwischen den Regionen“.

Der Sammelband setzt sich aus 24 wissenschaftlichen Beiträgen sowie neun Kommentaren russischer und westlicher Autoren zusammen. Er beginnt mit einem Vergleich der Agrarmarktentwicklung in Russland mit derjenigen in anderen Ländern der früheren Sowjetunion, Mitteleuropas aber auch Chinas. Dabei werden insbesondere die Entwicklungen in Russlands Agrarsektor seit der Machtübernahme durch Präsident Jelzin analysiert. Neben den politischen werden auch die makro-ökonomischen Faktoren beleuchtet, die bislang verhindert haben, dass sich die russische Landwirtschaft von der Produktionskrise der frühen 90er Jahre nennenswert erholt hat.

Als Beispiele werden die hohe Inflationsrate und ein lange Zeit überbewerteter Wechselkurs des russischen Rubels genannt. Verschiedene Autoren unterstreichen auch die negative Rolle des weit verbreiteten Naturaltauschs sowie der insgesamt schlechten gesetzlichen Regelungen. So können beispielsweise Vertragsverletzungen im russischen Agrarhandel bislang vor Gericht nicht oder nur schwer eingeklagt werden. Die Herausgeber des Buches fordern daher ordnungspolitische Rahmenbedingungen, die erlauben, dass sich das nachweislich vorhandene Potential der russischen Land- und Ernährungswirtschaft entwickelt. Zudem müssten die vielfältigen Faktoren, die das Entstehen von Märkten bestimmen, noch näher untersucht werden. Dazu sollten verschiedene wissenschaftliche Disziplinen stärker zusammenarbeiten.

Peter Wehrheim, Klaus Frohberg, Eugenia Serova and Joachim von Braun (eds.): Russia's Agro-food Sector: Towards Truly Functioning Markets, 552 pp., Kluwer Academic Publishers, Boston/Dordrecht, 2000, ISBN 0-7923-7841-5, NLG 420/USD 165/GBP 115.5. Internet order: orderdept@wkap.com
Abstract


 Pressemitteilung Nr. 9 vom 27. Juni 2000

ZEF - Wissenschaftlerin erhält Entwicklungsländerpreis der Universität Giessen

Katinka Weinberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF), erhält für ihre Doktorarbeit über die Partizipation von Frauen im Tschad und in Pakistan den Entwicklungsländerpreis der Universität Giessen. Der Preis wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) alle zwei Jahre gestiftet. Ausgezeichnet werden herausragende Persönlichkeiten und Dissertationen zu bestimmten Schwerpunktthemen.

In diesem Jahr war der Preis zum Thema "Frauen im Entwicklungsprozess" ausgeschrieben. Die Arbeit von Weinberger untersucht die Bestimmungsfaktoren sowie Kosten und Nutzen von partizipativen Strukturen aus Sicht von Frauen. Dabei kommt die Autorin zu dem Schluss, dass die Integration von Frauen in partizipative Netzwerke sich in der Regel positiv auf die sozialen Verhältnisse der Frauen auswirkt. Dagegen wird die Rolle der Partizipation zur Überwindung von Armut aus eigener Kraft oftmals überschätzt.

Katinka Weinberger teilt sich den Preis mit Ulrike Rötten, Universität Giessen, die für ihre Arbeit über Beschäftigungsprogramme zur Ernährungssicherung ausgezeichnet wird. Hauptpreisträgerin ist die Mexikanerin Emma Zapata Martelo, deren lebenslange Arbeit hinsichtlich der Stärkung von Frauen im Kampf gegen männliche Unterdrückung und Armut gewürdigt wird.

Die Preisverleihung findet am 26. Oktober 2000 an der Universität Giessen im Rahmen eines internationalen Symposiums zum Thema "Frauen im Entwicklungsprozess: Rückblick und Perspektiven" statt.

 Pressemitteilung Nr. 8 vom 14. Juni 2000

Robert Bosch Stiftung unterstützt internationale Doktorarbeiten am ZEF

Die Robert Bosch Stiftung ermöglicht künftig deutschen Doktoranden der Fachrichtungen Agrar- und Forstwissenschaften die Teilnahme am internationalen Doktorandenprogramm des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF). Hierzu stellt die Stiftung Stipendien und Forschungsgelder zur Verfügung. Sie will damit langfristig die Präsenz deutscher Wissenschaftler in internationalen Forschungseinrichtungen und Organisationen des Agrarsektors stärken.

Das auf drei Jahre angelegte Internationale Doktorandenprogramm des ZEF richtet sich in erster Linie an qualifizierte Nachwuchswissenschaftler aus Entwicklungsländern. Innerhalb von drei Jahren absolvieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehrere interdisziplinäre Aufbau- und Vertiefungskurse über die wirtschaftlichen, politischen, sozialen, kulturellen und umweltrelevanten Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung. Anschließend führen sie eigene Forschungsarbeiten in ihren Heimatländern oder internationalen Organisationen durch, um dann ihre Promotionsarbeit zu verfassen. "Mit einer stärkeren Einbeziehung deutscher Doktoranden in das Programm können wir bereits frühzeitig die Basis für enge Kontakte und Kooperationen zwischen deutschen und ausländischen Nachwuchswissenschaftlern legen", begrüßt Joachim von Braun, Direktor am ZEF, das Engagement der Robert Bosch Stiftung. Neben dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnte das ZEF damit einen weiteren, wichtigen Förderer des Programms gewinnen.

Der nächste Lehrgang beginnt am 1. September 2000. Bewerbungen deutscher Wissenschaftler um die Robert-Bosch-Stipendien müssen dem ZEF bis zum 31. Juli 2000 vorliegen.

Nähere Informationen über Bewerbungsvoraussetzungen, Bewerbungsmodalitäten und das Programm erhalten Sie im Internet auf der englischsprachigen ZEF-Site oder per E-Mail über docp.zef@uni-bonn.de .

 Pressemitteilung Nr. 7 vom 14.06.2000

Findet die Zukunft in den ländlichen Räumen statt ?
Projekte zeigen anlässlich des Globalen Dialogs "Ländlicher Raum im 21. Jahrhundert" auf der EXPO, wie Innovationen auf dem Land das Leben der Menschen verändern

Die Innovationen des 21. Jahrhunderts werden auch die ländlichen Räume revolutionieren. Dies gilt insbesondere für die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie bio- und gentechnologischen Verfahren in der Landwirtschaft. Hinzu kommen moderne Alternativen für einen sparsamen Energie- und Wasserverbrauch und neue Formen einer nachhaltigen Bodennutzung. Die Dörfer von heute werden vielleicht die Städte von morgen sein. Sie werden neue Formen der Beschäftigung anbieten können, nicht zuletzt durch die elektronische Anbindung an die gesamte Welt. Das Beziehungsgefüge zwischen Stadt und Land wird sich auch in den Entwicklungsländern stark verändern. Neue politische Rahmenbedingungen, eine fortschreitende Dezentralisierung und ein neues Selbstwertgefühl der auf dem Lande lebenden Menschen sind nur einige Gründe hierfür.

Diese und viele andere Themen stehen im Mittelpunkt des Globalen Dialogs "Ländlicher Raum im 21. Jahrhundert - Arbeit, Technologie und nachhaltige Poli-tik", den das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) vom 15. bis 17. August auf der EXPO 2000 in Hannover durchführen wird. Drei Tage lang werden mitten auf dem EXPO-Gelände Dorf- und Stadtvertreter, Wissenschaftler und Politiker, Landentwickler und Vertreter der Wirtschaft gemeinsam über die künftige Entwicklung der ländlichen Räume in Nord und Süd sowie in Ost und West diskutieren.Doch der Globale Dialog wird nicht nur ein Diskussionsforum sein, sondern zugleich Zukunftslösungen aufzeigen. Rund 30 Projekte aus aller Welt werden in Hannover zeigen, wie Innovationen das Leben auf dem Land positiv verändern können. Die Beispiele reichen von der Nutzung des Handys in Dörfern in Bangladesch über die Umwandlung einer Kohlemine in Mazedonien in einen erfolgreich wirtschaftenden ökologischen Landwirtschaftsbetrieb bis hin zur Reaktivierung eines Dorfes in Sachsen, das fast dem Braunkohleabbau zum Opfer gefallen wäre.

Weitergehende Informationen erhalten Sie über das Bonner EXPO-Büro des ZEF (Telefon: (49)228-73-1728, Fax: (49)228-73-1849; e-mail: gdialogue.zef@uni-bonn.de) oder über die "Global Dialogue Homepage" auf der englischsprachigen ZEF-Site.

 Pressemitteilung Nr. 6 vom 30. Mai 2000

"Sukuma-Wiki" heißt das Lieblingsgemüse der Kenianer
ZEF lädt ein zu "begreifen", wie Menschen anderswo auf der Welt leben

Welche Utensilien benutzen Hebammen in Nepal zur Geburtshilfe? Was führt zur Verschmutzung von Trinkwasser in den Städten Brasiliens? Diese und andere Fragen über das Leben und die Probleme anderer Menschen beantwortet die "Dialogwand" des Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF). Die Wand besteht aus 14 Schautafeln und ist vom 5. Juni bis Ende Juli in den Räumen des ZEF in der Walter-Flex-Straße in Bonn zu sehen.

Die Antworten auf die Fragen erhält der interessierte Besucher, in dem er in Kisten verborgene Gegenstände ertastet. "Wir wollen, dass die Besucher unserer kleinen Ausstellung auf spielerische Art und Weise "begreifen", wie Menschen anderswo leben", erläutert Joachim von Braun, Direktor am ZEF, das Konzept der Dialogwand.

Hintergrund der Aktion ist der "Globale Dialog zur Zukunft des ländlichen Raums im 21. Jahrhundert", den das ZEF vom 15. bis 17. August im Rahmen der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover durchführen wird. Während der drei Tage werden aus allen Regionen der Welt Menschen aus ländlichen und städtischen Räumen mit Wissenschaftlern, Politikern und Wirtschaftsvertretern zusammenkommen, um über die Zukunft der ländlichen Räume zu sprechen. Ziel ist es, mit den Menschen, die in ländlichen Räumen leben, zu sprechen und nicht über sie. Parallel zu den Vorträgen und Diskussionsrunden werden während der drei Veranstaltungstage in Hannover praktische Erfahrungen, die in vielversprechenden Projekten auf der ganzen Welt gesammelt wurden, vorgestellt. Dies soll dazu beitragen, "aus Erfahrungen zu lernen" und den Dialog zwischen den Partnern anzuregen.

"Da wir unsere Dialogpartner aus aller Welt nicht nach Bonn holen können, möchten wir es den Bonner Bürgerinnen und Bürgern sowie den Gästen der Stadt ermöglichen, über unsere Ausstellung in einen "stummen Dialog" mit den Menschen zu treten", führt Joachim von Braun weiter aus. Unter allen Besuchern, die die richtigen Antworten "begriffen" haben, verlost das ZEF Ende Juli zweimal zwei Eintrittskarten für die EXPO. Diese ermöglichen auch die Teilnahme am Globalen Dialog des ZEF.

Die Dialogwand wird der Öffentlichkeit erstmals im Rahmen der "EXPO-Party", die die Universität Bonn gemeinsam mit der Stadt am 30. Mai im Foyer der Pädagogischen Fakultät an der Römerstraße veranstaltet, präsentiert. Ab 5. Juni kann die Ausstellung dann montags bis freitags von 9.00 bis 18.00 Uhr in den Räumen des ZEF in der Walter-Flex-Straße 3 besucht werden. Schulklassen werden gebeten, sich vorab unter der Nummer 0228 / 73-1811 anzumelden.

 Pressemitteilung Nr. 5 vom 8. Mai 2000

Ländlich gleich Rückständig?
Globaler Dialog auf der EXPO will mit Vorurteilen aufräumen

"Die Menschen, die in ländlichen Räumen leben, sind rückständig, unflexibel und technologiefeindlich." Dieses weit verbreitete Vorurteil will das Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) mit seinem Globalen Dialog zum Thema "Ländlicher Raum im 21. Jahrhundert: Arbeit, Technologie und nachhaltige Politik" während der EXPO in Hannover widerlegen.

Vom 15. - 17. August 2000 werden aus allen Regionen der Welt Menschen aus ländlichen und städtischen Regionen mit Wissenschaftlern, Politikern und Wirt-schaftsvertretern in Hannover zusammenkommen, um über die Zukunft der ländlichen Räume zu sprechen und gemeinsam Lösungen für bestehende und sich abzeichnende Probleme zu erarbeiten.

Ziel ist es, mit den Menschen, die in ländlichen Räumen leben, zu sprechen und nicht über sie. Dabei ist der intensive Dialog in Hannover Teil eines weltumspannenden Prozesses, der bereits im Vorfeld der EXPO begonnen wurde und auch darüber hinaus fortgesetzt werden wird. Am Ende soll die Bildung eines umfassenden Informationsnetzwerks stehen. Dieses soll Lösungen zu den drängenden Fragen anbieten, die Menschen in den ländlichen Räumen dieser Welt bewegen.

Der Globale Dialog besteht aus mehreren verschiedenen Elementen: Die "Wissenschaft im Dialog" (Science in Dialogue) beschäftigt sich vorrangig mit der Problemanalyse und Lösungsentwicklung aus wissenschaftlicher Sicht. Im "Workshop 21" kommen unterschiedliche Gruppen, die an der Entwicklung der Dörfer und des ländlichen Raumes beteiligt sind, zu einem runden Tisch zusammen. Wissenschaftler, Politiker, Industrievertreter, Praktiker und Dorfvertreter haben so die Möglichkeit, ihre Theorien und Vorstellungen miteinander zu diskutieren und kritisch zu hinterfragen.

An den Nachmittagen wird der Globale Dialog für das breite Publikum geöffnet: Am ersten Nachmittag (15. August) wird unter anderem Königin Silvia von Schweden zu Gast sein und ihre Ansichten über Chancen und Herausforderungen des ländlichen Raumes im 21. Jahrhundert vorstellen ("Global Focus"). Für den zweiten Nachmittag (16. August) ist eine Fernseh-Live-Schaltung zu drei verschiedenen Orten geplant: Dorfbewohner aus Maharashtra in Indien, Bürger aus der kenianischen Stadt Nakuru sowie Vertreter deutscher und europäischer Dörfer und Organisationen werden die zukünftigen Herausforderungen und Chancen des Dorfes miteinander diskutieren ("Talk around the World").

Am Nachmittag des letzten Tages (17. August) werden auf der "Zukunftsplattform" (Platform for the Future) Experten, wie beispielsweise Ernst Ulrich von Weizsäcker und Klaus Töpfer, ihre Visionen zur Zukunft ländlicher Räume und deren Entwicklungsmöglichkeiten vorstellen.

Parallel zu den Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden werden im "Go Basic" - Bereich praktische Erfahrungen, die in vielversprechenden Projekten auf der ganzen Welt gesammelt wurden, vorgestellt. Die Projekte, die im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit oder durch Eigeninitiative der ländlichen Bevölkerung initiiert wurden, sollen dazu beitragen die Vorurteile gegenüber ländlichen Regionen abzubauen. Vielversprechende lokale Innovationen sollen helfen, von der Basis zu lernen. Unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten für gleichartige Probleme in verschiedenen Regionen unter unterschiedlichen institutionellen und politischen Rahmenbedingungen sollen dazu beitragen, den Dialog anzuregen.

Weitergehende Informationen zum Globalen Dialog oder zu anderen ZEF-EXPO-Aktivitäten sind über das Bonner EXPO-Büro beim ZEF (Telefon: (49)228-73-1728, Fax: (49)228-73-1849; e-mail: gdialogue.zef@uni-bonn.de) oder über die "Global Dialogue Homepage" auf der englischsprachigen ZEF-Site (http://www.zef.de/gdialogue) erhältlich.

 Pressemitteilung Nr. 4 vom 17. April 2000

Wassermanagement im Voltabecken
BMBF fördert interdisziplinäres Verbundprojekt des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung

Mit rund sechs Millionen Mark fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein vom Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) entwickeltes, interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema „Nachhaltiges Wassermanagement im Voltabecken“. Kernstück des Projektes ist die Entwicklung eines sogenannten Decision Support Systems (DSS). Das System soll politische Entscheidungsträger in die Lage versetzen, die richtigen Maßnahmen hinsichtlich einer langfristig nachhaltigen Wassernutzung in der Region zu treffen.

Ein internationales und interdisziplinär zusammengesetztes Wissenschaftlerteam wird hierzu die klimatischen, ökologischen und sozio-ökonomischen Einflüsse und deren Wechselwirkungen auf den Wasserkreislauf untersuchen. Die Ergebnisse werden in einem Modell zusammengeführt, das es erlauben soll, die Wasserverfügbarkeit und den Bedarf in der Region in Abhängigkeit der verschiedenen Faktoren zu simulieren und zu überwachen. „Um eine effiziente Zusammenarbeit und anwendungsorientierte Ergebnisse zu erzielen, haben wir bereits in der Planungsphase alle wichtigen Fachdisziplinen und die Partner vor Ort an einen Tisch geholt“, erläutert Paul Vlek, Projektleiter und Direktor am ZEF. Der interdisziplinäre Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Projekt: Innerhalb der drei Forschungsgruppen „Atmosphäre“, „Landnutzungsänderungen“ und „Wassernutzung" werden jeweils vier bis fünf Forscherteams gebildet. Diese bearbeiten - wiederum interdisziplinär - spezifische Fragestellungen. „Den Informations- und Datenaustausch“, so Vlek, „stellen wir über bereits definierte Schnittstellen zwischen den Teams sicher.“

Neben Wissenschaftlern des ZEF arbeiten das Fraunhofer Institut für atmosphärische Umweltforschung in Garmisch-Partenkirchen, die Fernerkundungs-Forschungsgruppe und das Institut für Städtebau, Bodenordnung und Kulturtechnik der Universität Bonn sowie das Hygieneinstitut der Universität Heidelberg im Projekt mit. Auf ghanaischer Seite wird das Projekt vom Savanna Research Institute in Tamale geleitet, das mit anderen Instituten des Counsel for Scientific and Industrial Research (CSIR) in Ghana und mit Partnern der Universität Ghana in Legon zusammenarbeitet. In der jetzt genehmigten ersten Projektphase, die auf drei Jahre angelegt ist, werden vier Wissenschaftler und 13 Doktoranden aus dem Projekt finanziert.


 Pressemitteilung Nr. 3 vom 29. März 2000

Wie erfolgreich ist die Bekämpfung des weltweiten Hungers?
"Jahrbuch Welternährung" stellt neuen Beurteilungsmaßstab vor

Berlin, 29. März 2000. Ein internationaler Ernährungsindex soll in Zukunft helfen, die Anstrengungen einzelner Länder bei der Bekämpfung von Hunger und Unterernährung zu beurteilen. Der Index wurde von Wissenschaftlern des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) entwickelt und heute in Berlin erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Anlass war die Präsentation des "Jahrbuchs Welternährung", herausgegeben von der Deutschen Welthungerhilfe, dem ZEF und dem Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) in Washington.

"Der von uns entwickelte Ernährungsindex", erläutert Joachim von Braun, Direktor am ZEF, "stellt Erfolge und Defizite in der Bekämpfung von Hunger und Unterernährung einzelner Länder im Zeitablauf dar. Wir sind überzeugt, dass der Index ein wirksames Mittel zur Überwachung der Ernährungsanstrengungen einzelner Länder ist und künftig bei entwicklungspolitischen Entscheidungen eine maßgebliche Rolle spielen könnte".Der Ernährungsindex wurde für die Jahre 1981, 1992 und 1997 berechnet und soll in Zukunft in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Die bislang vorliegenden Zahlen zeigen, dass sich beispielsweise in Südostasien insgesamt ein positiver Trend der Ernährungslage abzeichnet. Dagegen geben die Entwicklungen in Afrika wenig Anlass zu Optimismus.

Das "Jahrbuch Welternährung" spiegelt die aktuelle Diskussion über die gegenwärtige und künftige Welternährungslage wider und zeigt entsprechende Lösungsansätze auf. Dabei werden auch strittige Themen, wie beispielsweise die Auswirkungen von Handelsliberalisierungen, der Einsatz moderner Technologien, die Bekämpfung von Krisen und Konflikten sowie die Berücksichtigung sozialer Aspekte und die Rolle der kleinbäuerlichen Landwirtschaft diskutiert.

Schätzungen des IFPRI zufolge, muss allein die Getreideproduktion bis zum Jahr 2020 um rund 40 Prozent erhöht werden, um die steigende Nachfrage der dann auf 7,5 Milliarden Menschen angewachsenen Weltbevölkerung befriedigen zu können. Aus Sicht der Wissenschaftler von ZEF und IFPRI ist vor diesem Hintergrund der Einsatz bio- und gentechnologischer Verfahren zur nachhaltigen Sicherung der zukünftigen Welternährung unumgänglich. Ein Verzicht auf ihren Einsatz, so das Fazit, wird für die Ernährungssituation und die Umwelt negative Auswirkungen haben.

Klar äußern sich die Wissenschaftler auch in Bezug auf die Bekämpfung von Hungerkrisen. So haben Forschungsergebnisse vor Ort gezeigt, dass viele Hungersnöte entgegen landläufiger Meinung vorhersehbar und das Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und institutioneller Fehlentscheidungen sind. "Die Förderung des landwirtschaftlichen Wachstums in den betroffenen Ländern ist ein Kernpunkt zur Vorbeugung von Ernährungskrisen, zu dem alle Akteure - auch Staat und Privatsektor - beitragen müssen", so Joachim von Braun. Ebenso zeigt das Buch auf, wie kriegerische Konflikte und Hunger zusammenhängen und welche Möglichkeiten es für ihre Überwindung gibt.

Deutsche Welthungerhilfe, ZEF Bonn, IFPRI: Jahrbuch Welternährung. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag, 2000, ISBN 3-596-14670-4, DM 19,90.


 Pressemitteilung Nr. 2 vom 27. März 2000

Vergabe von EU-Entwicklungsgeldern in der Vergangenheit oft widersprüchlich
ZEF-Studie untersucht die finanzielle Zusammenarbeit der EU mit den AKP-Staaten

Anfang Februar 2000 hat die EU mit den 71 Partnerstaaten in Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum (AKP-Staaten) ein neues Handels- und Partnerschaftsabkommen geschlossen. Das neue Abkommen soll zwanzig Jahre gültig sein und wird die bisherige Lomé-Konvention ablösen. Während der eineinhalb-jährigen Verhandlungen wurde nicht nur die Ausgestaltung der Handelsregelung, sondern auch die finanzielle Zusammenarbeit grundlegend geprüft. 1975 bis 2000 wurden im Rahmen der Lomé-Verträge rund 23 Milliarden Euro aufgewendet. Vor diesem Hintergrund hat das Bonner Zentrum für Entwicklungsfor-schung (ZEF) nun eine Studie vorgelegt, die die Schwächen der bisherigen finanziellen Zusammenarbeit aufzeigt und Vorschläge für eine höhere Wirksamkeit der künftigen Zusammenarbeit unterbreitet.

Die Studie zeigt auf, dass die Hilfen der EU bislang nicht vorrangig gemäß den Bedürfnissen und Eigenanstrengungen der AKP-Staaten verteilt wurden. Vielmehr standen häufig die Interessen der EU-Mitgliedsstaaten im Vordergrund. Hinzu kam, dass die Bewilligung kleinerer Förderbeträge einen zu großen Verwaltungsaufwand auf Seiten der EU bedeutet hätte. Dies hat dazu geführt, dass in der Vergangenheit "Mindestprojektsummen" zugeteilt wurden. Dadurch haben beispielsweise Inselstaaten mit einer geringen Bevölkerungsdichte relativ hohe Pro-Kopf-Zuwendungen erhalten. Künftig sollen die Gelder auch weiterhin nach dem "Grad der Bedürftigkeit", aber auch nach den Anstrengungen, die ein Land etwa in den Bereichen Wirtschaftspolitik oder Menschenrechte unternimmt, verteilt werden. "Für die Jahre 2000 bis 2007 sollen rund 13,5 Milliarden Euro in die finanzielle Zusammenarbeit fließen", erläutert Susanna Wolf, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZEF und eine der Autorinnen der Studie. "Ärmere Länder wie Ghana und Uganda, die bisher relativ wenig aus dem EU Topf bekamen, werden dann mehr Mittel erhalten. Dagegen werden Mauritius, das im Vergleich zu anderen AKP-Ländern weiter entwickelt ist, und Länder mit Problemen im Bereich Demokratisierung und Menschenrechte, wie beispielsweise Togo, Kürzungen hinnehmen müssen".

Darüber hinaus wird die bereits eingeleitete Reform des Systems zur Stabilisierung der Exporterlöse (Stabex) die Verteilung der EU-Gelder beeinflussen. Die bisher automatisch erfolgten Ausgleichszahlungen bei starken Rückgängen der Exporterlöse von Kaffee, Kakao, Erdnüssen, Baumwolle und anderen Rohstoffen, von deren Export viele AKP-Staaten abhängig sind, sollen reduziert werden. Wie in der ZEF-Studie nachzulesen ist, hat es sich als unmöglich herausgestellt, mit dem selben Instrument sowohl die landwirtschaftlichen Produzenten wie auch die Diversifizierung der Wirtschaft unterstützen zu wollen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine Verbreiterung der Produktpalette der AKP-Staaten unerlässlich sei, um deren Abhängigkeit von stark schwankenden Rohstoffpreisen zu verringern. Um das letztere Ziel zu erreichen, sollte die Unterstützung des privaten Sektors verbessert werden, was im neuen Abkommen auch vorgesehen ist. "Insgesamt enthält das neue Abkommen einige Verbesserungen gegenüber dem Lomé-Abkommen", so Susanna Wolf. Es bleibe jedoch abzuwarten, inwieweit die guten Absichten in die Tat umgesetzt würden.

Susanna Wolf and Dominik Spoden: Allocation of EU Aid towards ACP-Countries, ZEF - Discussion Papers On Development Policy No. 22, Center for Development Research, Bonn, March 2000, pp.59, ISSN: 1436-9931.


 Pressemitteilung Nr. 1 vom 3. März 2000

BMZ fördert internationales Doktorandenprogramm des ZEF mit drei Millionen Mark

Rund drei Millionen Mark erhält das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in den kommenden vier Jahren zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus Entwicklungsländern. Damit sollen die anwendungsorientierte Entwicklungsforschung und die Politikberatung in Entwicklungsländern langfristig gestärkt werden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt dem ZEF die Mittel im Rahmen seines neu geschaffenen internationalen Doktorandenprogramms zur Verfügung. Projektträger ist die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ).

Seit Mitte Oktober 1999 nehmen 22 graduierte Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt an dem Programm teil. Ihr Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren über entwicklungspolitische Themen zu promovieren. "Was unser Programm von anderen unterscheidet, ist, dass unsere Doktoranden lernen, Entwicklungsprobleme über die Grenzen ihrer Fachdisziplinen hinweg zu betrachten", umschreibt Professor Paul Vlek, geschäftsführender Direktor des ZEF, die Grundphilosophie des Programms. In Kursen, die von international anerkannten Gastdozenten aus dem In- und Ausland mitgestaltet werden, beschäftigen sich die Teilnehmer mit den wirtschaftlichen, politischen, sozialen, kulturellen und umweltrelevanten Aspekten einer nachhaltigen Entwicklung. Anschließend vertiefen die Doktoranden ihr Wissen durch einen einjährigen Forschungsaufenthalt in einem Entwicklungsland oder in einer internationalen Organisation. "Unsere Doktoranden lernen, Probleme vor Ort und im Hinblick auf anwendungsorientierte Ergebnisse zu bearbeiten. Dieser Praxisbezug wird sich auch langfristig positiv auswirken, wenn die promovierten Wissenschaftler in ihre Länder zurückkehren und Führungspositionen in Forschung, Regierung oder Wirtschaft einnehmen," führt Vlek weiter aus.

Das Doktorandenprogramm richtet sich in erster Linie an Nachwuchswissenschaftler aus Entwicklungsländern. Voraussetzungen für die Teilnahme sind ein nachweisbar überdurchschnittlicher Abschluss in einem entwicklungspolitisch relevanten Fachgebiet sowie sehr gute englische Sprachkenntnisse. Das Programm beginnt jährlich im Oktober. Bewerbungsschluss ist der 15. Oktober des Vorjahres.

Weitere Informationen sind erhältlich im Internet unter: http://www.zef.de/zef_englisch/f_studien.htm oder per Email)



Kontakt:Monika Reule, Public Relations ZEF/ZEI, Walter-Flex-Str. 3, 53113 Bonn. Tel: +49 228 / 73-1846
Fax: +49 228 / 73-5097 E-Mail: m.reule@uni-bonn.de

 
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