Forschungskolleg des Hildegardis-Vereins


October 20, 2004.  

Ausschreibung der ersten fünf SciVias-Forschungsstipendien 2005

 

Der Hildegardis-Verein e.V. vergibt jährlich 4-5 SciVias-Forschungsstipendien. Der Hildegardis-Verein fördert mit diesen Stipendien deutsche Frauen, die über einen in Deutschland anerkannten Hochschul- oder Fachhochschulabschluss verfügen. Das SciVias-Stipendium richtet sich auch an Frauen, die ihre Promotion abgeschlossen haben und sich nun einem weiteren Forschungsvorhaben zuwenden wollen. Die Promotion kann bereits länger zurückliegen.

Der Hildegardis-Verein fördert christliche Frauen aller Fachrichtungen, die bereit sind, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich kritisch-aktiv mit ihrem Glauben auseinandersetzen.

 

 

Das Forschungskolleg des Hildegardis-Vereins umfasst

 

- ein 1-Jahres-Stipendium (SciVias-Forschungsstipendium) in Höhe von 1000 Euro monatlich

- die Veröffentlichung des Forschungsergebnisses in einem Sammelband zum Rahmenthema des Forschungskollegs

- die Einladung zu zwei zweitägigen Treffen der Stipendiatinnen des Kollegs mit Mitgliedern des Hildegardis-Vereins und weiteren Fachpersonen zur inhaltlichen Ausrichtung und Diskussion des Forschungsvorhabens (Start- und Zwischenkonferenz)

- die Präsentation der Ergebnisse des Kollegs in einer öffentlichen Fachkonferenz nach Abschluss des Stipendienjahrs (ca. 3-6 Monate nach Ende des Stipendienjahrs)

 

 

Im Studienjahr 2005 schreibt der Hildegardis-Verein fünf Stipendien im Rahmen des

 

interdisziplinären Forschungskollegs „Helene Weber“

 

aus.

 

Angesprochen sind besonders: Historikerinnen, Soziologinnen, Politikwissenschaftlerinnen, Theologinnen, Juristinnen, Ökonominnen, Fotografinnen, Diplomjournalistinnen, Kommunikationswissenschaftlerinnen und Frauen benachbarter Fachrichtungen.

 

Helene Weber war eine der herausragenden Frauen der katholischen Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts. Als Mitbegründerin der sozialen Frauenschulen, als Verfassungsmutter beider deutscher Verfassungen, als Initiatorin der Frauenorganisation innerhalb des Zentrums und der CDU, als Europäerin und „Friedensaktivistin“ hat sie in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens wegweisende Entscheidungen mit vorbereitet und die deutsche Geschichte maßgeblich beeinflusst. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrer Biographie steckt allerdings erst in den Anfängen.

 

Frauenbildung, gerade auch politische Frauenbildung ist eines der großen Themen im Leben von Helene Weber. Den Hildegardis-Verein hat sie mit großem Interesse begleitet und in seinem Bemühen um die Verbesserung der Frauenstudienmöglichkeiten strategisch und praktisch unterstützt.

 

Für die Erschließung des Wirkens Helene Webers und die historische Würdigung der Bedeutung ihres Handelns – als eines exemplarischen Falls einer katholischen Frauenpolitikerin – sind folgende Fragen von besonderem Interesse:

 

 

Bildung: Schlüssel der Frauenfrage

Helene Weber als Pädagogin und Bildungspolitikerin

 

Helene Weber war geprägt von der Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zur Gleichberechtigung und zur Überwindung der sozialen Frage sei. Ihr Leben lang engagierte sie sich für die Verbesserung der Frauenbildung, insbesondere für die sozialen Frauenschulen.

Die Forschungsfrage richtet sich auf das Bildungsverständnis von Helene Weber, ihr Menschenbild, die Zusammenhänge von Ausbildung und Professionalisierung bei Helene Weber und auf die Gründe für Erfolge und Misserfolge der Bildungspolitikerin Weber.

(vorzugsweise zu bearbeiten von einer Pädagogin, Sozialpädagogin oder einer Frau mit vergleichbarem fachlichen Hintergrund)

 

 

In Verantwortung vor Gott und den Menschen

Helene Weber als Verfassungsmutter

 

Helene Weber war in der verfassunggebenden Nationalversammlung und im Parlamentarischen Rat an der Erarbeitung beider demokratischer deutscher Verfassungen im 20. Jahrhundert beteiligt, im Parlamentarischen Rat durchaus an strategisch wichtiger Position. Ihre Rolle bei der Formulierung etwa von Artikel 3 und Artikel 6 Grundgesetz ist allerdings weitgehend unerforscht.

Die Forschungsfrage richtet sich auf das Verfassungsverständnis Helene Webers, ihren Einfluss auf konkrete Formulierungen, die Verbindung zwischen katholischem Deutschland und Verfassungsentwurf und die inhaltlichen Positionierungen Webers gerade zu Fragen der Gleichberechtigung von Mann und Frau und zum Schutz von Ehe und Familie. Die Frage nach ihrem Verständnis des Verhältnisses von Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit/ Umsetzung der Verfassungsziele kann dabei ggf. exemplarisch an Helene Webers Engagement im Müttergenesungswerk entwickelt werden.

(vorzugsweise zu bearbeiten von einer Juristin oder einer Rechtshistorikerin)

 

 

Mit Schirm, Charme, Hut und Handtasche

Das Bild der Politikerin im Zeitalter der Bildmedien

 

Die ersten Frauen in der Politik (Helene Weber gehört zu den ersten in der Weimarer Republik in das nationale Parlament gewählten Frauen nach Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts in Deutschland) haben das Bild der Frau in der Politik geprägt und ihr Bild wurde von den Bildmedien geprägt. Welches Frauenbild verkörperten die ersten Frauen in der Politik, welches Bild verkörperte Helene Weber? Auf welches Bild wurde sie von den Medien festgelegt? Die Frau im Schatten Konrad Adenauers? Die Frau mit der großen Handtasche?

Welche Bilder setzten sich durch? Welche Bilder finden sich wo? Unterscheiden sich die Bilder von der Frau (Helene Weber) in der Politik in den Frauenzeitschriften von den Bildern der allgemeinen Presse? Gibt es verwertbares Fernsehmaterial?

(vorzugsweise zu bearbeiten von einer Medienwissenschaftlerin, Fotografin, Diplom-Journalistin, Absolventin einer Filmhochschule oder einer Absolventin einer ähnlichen Ausbildung)

 

 

Die christliche Frau

Helene Weber und die katholische Frauenbewegung

 

Helene Webers politisches Engagement wurzelt in einem lebendigen Glauben und in der katholischen Kirche. Die katholische Frauenbewegung, die ihr oft zu unpolitisch war, spürte die Spannung, die Weber auszuhalten hatte, immer dann, wenn sie sie als Rednerin oder Gremienmitglied einlud. Tradition und Moderne, Glaube und Politik bilden die Pole, zwischen denen die katholische Frauenbewegung gelegentlich zu zerreißen drohte und deren Balance Helene Weber in ihrem langen Leben unterschiedlich zu finden in der Lage war.

(vorzugsweise zu bearbeiten von einer Historikerin, Theologin, Kirchengeschichtlerin)

 

 

Frauen und Frieden

Helene Weber als Europäerin

 

Helene Weber setzte sich im Katholischen Deutschen Frauenbund, in Frauenrat, CDU und andernorts besonders nach dem 2. Weltkrieg entschieden für eine Politik der Versöhnung und des Friedens ein. Sie initiierte die Gründung der Weltunion der katholischen Frauenverbände, vertrat Deutschland in zahlreichen internationalen Institutionen (seit 1950 war sie Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates) und sie gab der Adenauerschen Politik der West-Bindung ihre klare friedenspolitische Ausrichtung. Die Frage nach dem Europabild Helene Webers und ihrer politischen Strategien ist hier von besonderem Interesse.

(vorzugsweise zu bearbeiten von einer Politikwissenschaftlerin, Absolventin des Fachs „international affairs“ o.ä.)

 

Zu jedem der fünf Aspekte will der Hildegardis-Verein ein SciVias-Forschungsstipendium vergeben. Aus der Summe der Blickwinkel soll sich mit Publikation des Abschlussbandes ein differenziertes Bild der Christin und Politikerin Helene Weber ergeben.

 

Die angeführten Fragen und Stichworte sind als thematische Orientierung zu verstehen, anhand derer die Stipendiatinnen eigene Ideen und Ansätze entwickeln können. Das Kolleg ist interdisziplinär angelegt. Bewerberinnen, die noch keine Promotion abgeschlossen haben, bedürfen der Zusage durch eine Professorin/einen Professor, das Projekt wissenschaftlich zu begleiten. Der Hildegardis-Verein bietet mit den zwei Kolleg-Konferenzen eine Co-Betreuung an, die eine institutionelle Anbindung an eine Universität nicht ersetzen kann. Der Ausbau der Forschungsergebnisse zu einer Promotion/einer Habilitation nach Abschluss des Forschungskollegs ist vom Hildegardis-Verein ausdrücklich erwünscht.

Sofern Sie Interesse an einer Bewerbung haben, senden Sie bitte eine Kurz-Bewerbung bis zum 30.11.2004 an:

 

Prof. Dr. Gisela Muschiol, Hildegardis-Verein e.V., Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn, post@hildegardis-verein.de

 

Zu Verfahrensfragen wenden Sie sich bitte an:

Birgit Mock, Tel. 0228/ 96 59 249, Fax: 0228/ 96 95 226, Hildegardis-Verein e.V., Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn, mock@hildegardis-verein.de

 

 

Nach Sichtung der eingegangenen Kurz-Bewerbungen fordert der Hildegardis-Verein geeignete Bewerberinnen zu einer ausführlichen Bewerbung auf. Diese erfordert u.a. ein Exposé, den Nachweis über die Begleitung des Projektes durch einen Professor/eine Professorin oder den Nachweis über den erfolgten Abschluss einer Promotion und ein allgemeines Fachgutachten eines Hochschullehrers. Zeitgleich laden wir die Bewerberinnen zu einem Gespräch mit einem Mitglied des Vorstandes und/oder des Auswahlbeirats des Hildegardis-Vereins ein, deren Gesprächsgutachten ebenfalls in die Gesamtbewertung einfließt.

 

Beiden Bewerbungsschritten folgen jeweils Auswahl– und Entscheidungsprozesse im Vereinsvorstand, über deren Ergebnisse die Bewerberinnen schriftlich informiert werden.

 

Voraussichtlicher Förderbeginn ist der 1.2.2005. Die Förderung umfasst ein Kalenderjahr. Sie erfolgt aus Mitteln des Hildegardis-Vereins.

 

Wie Darlehensnehmerinnen können auch SciVias - Forschungsstipendiatinnen des Hildegardis-Vereins einen Antrag auf Familienförderung stellen. Über diesen wird selbständig entschieden. Die Familienförderung beträgt 50 EURO pro Kind und Monat.

 

Zeitplan:

30.11.2004 Einsendeschluss der Kurzbewerbungen

10.12.2004 Vorstandssitzung (Entscheidung über Kurzbewerbungen)

15.1.2005 Einsendeschluss Gesamtbewerbung und Führung der Bewerbungsgespräche

bis 31.1.2005 Gemeinsame Sitzung von Vorstand und Beirat (Entscheidung über die Auswahl der 5 Stipendiatinnen)

1.2.2005 Beginn des Forschungskollegs

 

25./26.2. oder

1./2.4.2005 Erstes Forschungsseminar der Stipendiatinnen

16./17.9.2005 Zweites Forschungsseminar der Stipendiatinnen

31.1.2006 Ende der Stipendien

28.2.2006 (späteste) Abgabe der Manuskripte

Mai 2006 Fachkonferenz mit Publikation der Ergebnisse



www.kfw-entwicklungsbank.de

Contact

Günther Manske

Dr. Günther Manske

Phone.:
+49-228-73-1864

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